Das technische Umfeld der Digitalisierung |
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Die finanziellen Mittel für den Digitalisierungsarbeitsplatz wurden der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur bereitgestellt. Technisches und personelles Know How waren im Göttinger Digitalisierungszentrum (GDZ) vorhanden, das im Frühjahr 1997 mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der SUB Göttingen eingerichtet wurde. Bei der Planung der technischen Ausstattung für die Digitalisierung der Gutenbergbibel stand für das GDZ in erster Linie der schonende Umgang mit dem wertvollen Material im Vordergrund. Gleichzeitig sollten innovative Techniken eingesetzt werden, um optimales Bildmaterial zu bekommen. Damit soll gewährleistet werden, dass die Bilddateien (Images) auch den Qualitätsansprüchen zukünftiger Generationen standhalten. Auf der Suche nach einer Arbeitsumgebung, die den konservatorisch unbedenklichen Umgang mit der Bibel gestattet, hat sich das GDZ für einen Aufnahmetisch entschieden, dessen Prototyp an der Universitätsbibliothek Graz entwickelt wurde. Der Grazer Restaurator Dipl. Ing. Manfred Mayer hat den Tisch für die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek modifiziert, um eine klassische Fachkamera sowie ein digitales Scan-Rückteil erschütterungsfrei in die Konstruktion zu implementieren. Der Tisch wurde im Juli 1999 im GDZ aufgebaut, erste Tests konnten die vielfältigen Qualitäten dieses Ausnahmemodells bereits eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Abb. 1: Der Tisch in der Aufnahmestellung. Im vorderen Bereich ist eine Buchwippe zu erkennen. Die besondere Konstruktion des Tisches sorgt dafür, dass das Objektiv der Kamera stets senkrecht zur Aufnahmefläche steht.
Abb. 2: Per Steuerungsgerät ist es möglich, den Tisch sehr flexibel einzusetzen. Vier Achsen lassen sich motorisch verstellen, z.T. per Fernbedienung vom Computerarbeitsplatz aus. So kann der Tisch auch in der Reprostellung betrieben werden. Dann sind die Flächen der Buchwippe horizontal ausgerichtet, und es können auch sehr große Vorlagen wie z.B. Karten digitalisiert werden.
Abb. 3: Ein Laserstrahl (hier angedeutet) dient dazu, die Buchwippe in vertikaler und horizontaler Richtung optimal zu positionieren. Der Laserpunkt setzt im Buchfalz an, das Blatt wird auf den Ansaugarm (vgl. Abb. 4) gelegt - so wird die Buchwölbung aufgehoben.
Abb. 4: Zwischen Ansaugarm und Buchseite wird eine weiche Gaze gelegt, um den direkten Kontakt zwischen Pergament und Metall zu verhindern. Die Durchlässigkeit der Gaze ermöglicht es, dass der ansaugende Luftstrom die Buchseite "festhält". So wird eine nahezu berührungsfreie Haltung des Buches ermöglicht.
Abb. 5: Die Digitalisierung wird durchgeführt mit der Optik (Objektiv: Rodenstock Apo-Sironar-N) und fotografischen Technik einer Fachkamera (Linhof Kardan-E), kombiniert mit der Elektronik einer der schnellsten Scan-Kameras (PictureGate 8000), die zur Zeit auf dem internationalen Markt erhältlich ist. Das Digital-Rückteil hat eine maximale Auflösung von 8000 x 9700 Pixeln, daraus resultiert eine maximale Dateigröße von über 400 MB.
Abb. 6: Um die großen Dateimengen schnell bearbeiten zu können, wurde dem GDZ von Apple Deutschland ein G3-Powermac (450 MHz) mit 1 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung gestellt. Ein 21" Monitor erlaubt das Betrachten der Scan-Ergebnisse am Bildschirm, und - dank der Unterstützung des Colormanagement-Systems Colorblind - ist farbverbindliches Nachbearbeiten der Bilder möglich.
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